Die Menschen strömen derzeit in kleinen und großen Städten auf die Straße. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Demonstrationen die Unterstützung für rechtspopulistische Parteien beeinflussen.
Laut einer aktuellen Wahlumfrage hat die AfD an Zustimmung deutlich verloren. In der wöchentlichen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa sank die Unterstützung für die Partei um 1,5 Prozentpunkte.
Besteht ein Zusammenhang mit den aktuellen Protesten? Mehrere Studien aus anderen europäischen Ländern deuten darauf hin, dass Proteste Auswirkungen auf die Umfragewerte rechtspopulistischer Parteien und sogar auf Wahlergebnisse haben können. In Gebieten, in denen gegen rechte Parteien und Politiker demonstriert wird, sinkt deren Unterstützung.
Folgen der Sardinen-Bewegung
Unter anderem beschäftigt sich eine Studie des „European University Institute“ aus Florenz mit der sogenannten Sardinen-Bewegung, die sich im Zusammenhang mit den Regionalwahlen in der Provinz Emilia-Romagna im Jahr 2020 formte.
Die „Sardinen“ waren es leid, von der rechtspopulistischen Lega-Partei und ihrem Anführer Mateo Salvini mit Hassparolen konfrontiert zu werden.
Die Forscher aus Florenz stellten fest, dass die Unterstützung für die Lega-Partei um vier Prozentpunkte zurückging, wenn dort gegen sie protestiert wurde. Die Gegenmobilisierung als Reaktion auf rechtsextreme Kampagnen könnte demnach ein effektives Mittel sein, um radikale antidemokratische Strömungen zu bekämpfen.
Die Demonstrationen senden ein Signal an die Bevölkerung und der Protest führt laut der Studie zu einer öffentlichen Stigmatisierung von Salvini und seiner Partei. Außerdem dient eine Demonstration als Anzeichen für die öffentliche Meinung. Sie kann unentschlossene Wähler davon überzeugen, dass die Unterstützung für rechte Parteien letztendlich zu nichts führt.
Proteste unterstreichen eine soziale Norm, die in Frage gestellt wurde
Eine Studie der Université Libre de Bruxelles mit dem Titel „Is Demonstrating against the Far Right Worth It? Evidence from French Presidential Elections“ (Lohnt sich eine Demonstration gegen die extreme Rechte? Beweise aus französischen Präsidentschaftswahlen) beleuchtet die Demonstrationen vor den französischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2002. Damals hatte der rechtsextreme Kandidat Jean-Marie Le Pen überraschend die Stichwahl erreicht.
- „Es braucht Ereignisse, die komplexe Themen auf den Punkt bringen und dann zu einem Symbol dessen werden, was nicht richtig läuft.“ Jannis Julien Grimm, Forscher für Proteste an der Freien Universität Berlin
Auch die Brüsseler Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Gebieten mit großen Protesten die Zahl der Stimmen für Le Pen zurückging und die Zahl der Enthaltungen abnahm, während die Zahl der Stimmen für Amtsinhaber Jacques Chirac stieg. Das überraschende Ergebnis des ersten Wahlgangs bei den Wahlen von 2002 hatte den Grundsatz, nicht für rechtsextreme Kandidaten zu wählen, in Frage gestellt. Dies trieb viele Menschen auf die Straße. Die hohe Teilnehmerzahl
The demonstrations reiterated the societal fundamental agreement.
Even in the ongoing protests in Germany, the triggering of such a social norm that was on the verge of being broken may have been the origin. It has been assumed so far that in Germany there would never again be a politics that would lead to the deportation of entire population groups, said protest researcher Jannis Julien Grimm from the Free University of Berlin in an interview with the Tagesspiegel.
But then came the meeting of Identitarians, AfD representatives, and like-minded individuals. “The fact that this event has mobilized so many people is easily explainable from a research perspective,” said Grimm. “We need occurrences that pinpoint complex issues and then become a symbol of what is actually going wrong.”
The “Tango Pattern” of Protests
A Greek study found that protest activities could reduce the electoral results of the far-right Golden Dawn by up to 16%. Their observation: Protests are effective when they follow the “Tango Pattern,” meaning there is a close interplay between far-right events and demonstrations against them.
What the studies also show is that demonstrations serve an information function. Through the protests, both participants and spectators become aware of the dangers and risks of right-wing politics. This can also influence their voting decision.
Wide Alliance of Civil Society and Politics
One reason for the success of the Sardine Protests in Italy may have been their specific character: The movement presented itself as non-political and impartial, party symbols and flags were unwanted. The participants rejected violence and any aggressive attitude towards the extreme right in general.
Many people who consider themselves apolitical and who demonstrated for the first time took part in the demonstrations in Germany in recent days and weeks. Moreover, many of the protests were supported by a broad alliance of civil society and politics.
“The actors who have called for this have managed to mobilize people beyond existing recruitment networks,” said protest researcher Grimm. As a result, many people who are not active in any social movement also felt addressed.
By Charlotte Greipl
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